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Samstag, 13. April 2024 – Die Mütze

Diese Veranstaltung liegt in der Vergangenheit

Details

  • Beginn: 17:00 Uhr (Einlass: 16:30 Uhr)
  • Ende ca.: 18:30 Uhr

Kosten

Adresse

  • Kultur im Schaafstall
  • Im Dorfe 16
  • 31848 Bad Münder
  • +49 (0) 5042 912 760

Die Mütze

(Thomas Bernhard)

Eine szenisch-musikalische Lesung mit

Vera Mohrs (Klavier) – Henning Nöhren (Sprecher) – Stefan Wiefel (Sprecher)

Ein Mann findet eine Mütze.

Was tun mit der Mütze? Die Mütze muss zurück gegeben werden.

Von diesem Gedanken zunehmend beherrscht verfällt unser Mann in die „erbärmlichsten Kategorien der Selbstbetrachtung, ständig alle meine Auswege beobachtend, ohne einen Ausweg zu finden.“

Ein Gedankenkarussell zu Macht und Ohnmacht, dem intensiven Versuch, eine alltägliche Situation zu beherrschen, indessen man von ihr beherrscht ist.

Eine tiefe Einsicht in die Gedankenwelt eines Menschen.

 

Fragen an Stefan Wiefel zur szenischen Lesung „Die Mütze“

Stefan, Thomas Bernhards Erzählung „Die Mütze“ ist 1966 erstmals erschienen. Du hast dich bereits als Jugendlicher damit beschäftigt und das Werk bereits 1990 am Theater Dortmund aufgeführt. Worum geht es in der Geschichte und was interessiert dich daran?

Ich habe schon mit 17 Jahren Thomas Bernhards Werke gelesen und sie haben mich seitdem immer fasziniert. Seine Erzählung „Die Mütze“ finde ich so beeindruckend, weil sie einen besonders starken, fast musikalischen Rhythmus hat, der wie ein Sog wirkt. Bernhard beschreibt einen jungen Mann, der Angst hat, verrückt zu werden, und sich in das Haus eines abwesenden Bruders zurückzieht. Die Leere und Dunkelheit des Hauses werden ihm jedoch zunehmend unerträglich, so dass er täglich hinaus und zur nächsten Ortschaft laufen muss. Bei einer dieser Wanderungen findet er auf der Straße eine Mütze. Die Mütze wird zum Anlass für ein absurdes Gedankenkarussel. Er will sie weder wegwerfen, noch behalten, und versucht schließlich, den Eigentümer ausfindig zu machen.
Bernhard gelingt mit dieser Geschichte eine tiefe Einsicht in die Gedankenwelt eines Menschen, der versucht, eine alltägliche Situation zu beherrschen, während er mehr und mehr von ihr beherrscht wird.

Du sagst, der Sprachrhythmus der Geschichte ist beinahe musikalisch? Wie setzt ihr das in der Lesung um und wie wirkt das zusammen mit der Klavier-Begleitung von Vera Mohrs?

Henning Noehren und ich sprechen den Text passagenweise chorisch, dann wieder einzeln. Wir gehen da mit dem Protagonisten auf eine lautliche Reise in seine gedanklichen Fixierungen Die Person fällt quasi immer wieder auseinander. Vera spielt auf einem präparierten Flügel und nimmt Themen atmosphärisch auf – zum Teil untermalend, aber auch konterkarierend. Es geht darum, die zwanghaften Denkmuster und menschlichen Verhaltensweisen, die durch extreme emotionale Situationen entstehen können, zuzuspitzen, so wie Bernhard sie in seiner Geschichte beschreibt. Und da es bei allem auch nicht einer skurilen Komik entbehrt, wie unser Mann sich ständig selber gedanklich ein Bein stellt, darf auch herzlich gelacht werden! Ich verspreche, dass sich jede Zuhörerin und jeder Zuhörer in dem zunehmend eskalierenden Kopfkarussel wieder finden wird.

Dann sind wir gespannt auf die Lesung. Ich danke dir für das Gespräch.